Island Urlaub 2021

Im März 2021 brach ein Vulkan auf Island aus und genau seit dem Moment träumte ich davon genau diesen Vulkan zu besuchen. Im August sind wir dann recht kurz entschlossen nach Island geflogen (wegen COVID dieses Jahr einfach jede noch machbare Urlaubschance ausnutzen). Der Urlaub war anstrengend, leider fehlte der gute Urlaubs-Flow und wir entwickelten eine Hassliebe zu Island. Trotz ganz schlechten Timing haben wir auch viel Schönes erlebt. Wir sind noch bis heute noch uneins, ob wir nächstes Jahr nochmal nach Island wollen.

Urlaubsbilder

Kein Flow

Bei vielen von unseren Urlauben entwickelt sich schnell ein Flow, alles läuft wie mit Rückenwind, wir sind meist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn etwas schief läuft, dann ist es meist trotzdem ein großes Abenteuer. Auf Island hat dieser gewohnte Flow wirklich gefehlt. Angefangen mit der fast zweistündigen Warteschlange beim Check-In am Flughafen München, weiter mit dem fehlenden Regenbogen am Wasserfall Gullfoss. Der eigentlich superaktive Vulkan liegt bei unser Vulkanwanderung meist im Nebel und speit überhaupt keine Lava. Schließlich bleiben auch die Buckelwale bei der Waltour einfach abgetaucht. Wäre ja alles nicht so schlimm, wenn nicht ausgerechnet kurz nach Abfahrt vom Wasserfall die Sonne herauskommt, der Vulkan kurz vor und nach unsere Wanderung wieder ein Feuerwerk bietet und die Buckelwale noch ein Tag vor unserer Tour aufmerksamkeitsheischend herumspringen. Immer wieder ganz knapp daneben, das nervt.

Als wir am 17. August 2021 durch Wind, Nebel und Regen um 12:15 am Vulkan waren, sah es so aus:

Am genau dem selben Tag morgens und abends sah es dann von der gegenüberliegenden Seite so aus … wir waren am richtigen Ort, aber eben zum falschen Zeitpunkt.

Naturgeister auf Island

Angeblich sind die Isländer sehr naturgläubig, überall wohnen Elfen, Gnome und Trolle. Straßen werden umgeleitet, um diese Naturgeister nicht zu stören oder schlimmer noch zu verärgern. Auf Island kann ich diese Naturgläubigkeit nachempfinden. Fast nirgends habe ich so viele Gesichter in Steinen, Bäumen und unter Wasser sehen können. Man glaubt die Naturgeister wirklich spüren zu können.

Überraschendes auf Island

Das Tolle am Reisen sind neue Erfahrungen, die man trotz guter Vorbereitung so einfach nicht erwartet hat. Island hat mich wirklich mit Vielem überrascht:

(1) Es gibt keine nervigen Stechmücken auf Island — Die Wissenschaft ist sich anscheinend noch uneins, warum es auf Island keine Moskitos gibt, denn in ähnlichen subarktischen Lebensräumen kann man schon von den Plagegeistern schier aufgefressen werden. Es gibt wohl auf Island beißende Kribelmücken (kleine Fliegen, ähnlich wie sehr kleine Bremsen), aber denen sind wir nicht begegnet.

(2) Das Leitungswasser in Reykjavik ist superweich — An der Duschwand im Hotel gibt es auch nach einer ganzen Woche keinen einzigen Kalkflecken. Beim Duschen mit Seife kann man den Schaum gefühlt kaum wegspülen. Das Wasser schmeckt süß und ist lecker.

(3) Isländer sind gefühlt unfreundlich und kurz angebunden — (Männliche) Isländer stammen größtenteils von Wikingern ab und irgendwie scheinen die rauen Wikingersitten bis heute zu bestehen. Isländer:innen beschweren sich nicht und scheinen dies auch von Touris zu erwarten. Anekdote: Es gab im Hotel zum Frühstück leckere Orangen, aber am letzten Tag dann Bananen. In der Küche waren gut sichtbar noch Orangen gelagert. Auf die Bitte vielleicht eine der Orangen zu bekommen war die isländische Antwort „Heute gibt es Bananen!“ und dabei ist es dann auch geblieben.

(4) Das krass heiße Leitungswasser riecht nach Schwefel — Am Anfang ist der Schwefelgeruch gewöhnungsbedürftig, aber wieder zurück in Deutschland vermisst man tatsächlich den Schwefelgeruch.

(5) Fast alle Häuser in Reykjavik sind (schmutzig) grau — Fast in jedem Islandbericht werden die bunten Häuser in Reykjavik erwähnt. Tatsache ist, dass die allermeisten Häuser trotzdem bedrückend grau sind.

(6) Es gibt in Reykjavik Brezen mit Schwefelsalz — In einer Bäckerei gibt es angeblich die besten Zimtschnecken der ganzen Welt. Diese Zimtschnecken sind sehr lecker, aber es gibt dort auch Brezn, die sich mit jeder bairischen Breze messen können. Einziger Unterschied, das Salz auf der isländischen Breze schmeckt etwas nach Schwefel und eigentlich müssten das die bairischen Bäcker auch so machen … so lecker.

(7) Island hat keine Armee — Island ist zwar Teil der NATO hat aber keine eigene Armee und das macht mir das Land, ähnlich wie Costa Rica, äußerst sympathisch. Island hat 361000 Einwohner, also etwas mehr als meine Heimatstadt Augsburg (295000). Es ist wirklich erstaunlich, dass die wenigen Isländer die gesamte Infrastruktur der Insel mit der Größe von Bayern zusammen mit Baden-Württemberg stemmen können. Eine eigene Armee wäre da wohl einfach zu viel. Es gibt aber eine Küstenwache mit drei teils bewaffneten Schiffen.

(8) Es gibt immer nur klitzekleine Fenster zum öffnen — Alle Häuser in Reykjavik haben relativ große (einfachverglaste) Fenster, aber es lässt sich immer nur ein kleines Teilfenster davon öffnen. Diese kleinen Teilfenster dienen der Belüftung und sind meist bei voll laufender Heizung geöffnet. Klingt im ersten Moment nach krasser Energieverschwendung, aber da es in Island überall heißes Thermalwasser gibt, ist das energieintensive Heizen so aus Ökosicht eigentlich kein Problem und somit auch schlau. Weniger schlau ist, dass man die großen nicht zu öffnenden Fenster von innenheraus nicht putzen kann. Alle Fenster in Reykjavik sind deshalb ziemlich schmutzig, übrigens auch die im Erdgeschoss, obwohl man die von außen erreichen kann. Mein innerer Schwabe wundert sich, ob die Isländer nur kurz nach dem Neubau eines Hauses saubere Fenster genießen können?

(10) Am internationalen Flughafen gibt es aktuell lange Warteschlangen — Schon beim Check-In bei Iceland Air in München standen wir eineinhalb Stunden in der Check-In-Schlange. In Island haben jeden Tag Passagiere ihre Flüge verpasst, weil sie zu lange Schlange stehen mussten. Angeblich liegt es daran, weil der Impfstatus, die isländische Einreisemeldung und die negativen COVID-Test-Zertifikate gecheckt werden müssen. Gefühlt gingen diese Kontrollen alle fix, warum sich diese extremen Schlangen bilden ist mir deshalb ein Rätsel.

(11) Fast alle SUVs in Island sind schmutzig — Ich bin absolut kein Freund von SUVs, aber in Island werden die SUVs wenigstens wirklich im Gelände genutzt. Kann man gut an den grobstolligen Reifen und vor allem dem Schmutz an den Autos erkennen.

(9) Reykjavik bedeutet Rauchbucht — Als die Wikinger in die Bucht von Reykjavik kamen, war diese von den vielen heißen Quellen „verraucht“. Auch heute noch gibt es einen Stadtstrand mit heißen Quellen und einen kleinen warmen Pool am Leuchtturm.

(12) Der Reykjavik-Marathon fällt 2021 wegen COVID aus — Aufgrund der hohen COVID-Inzidenz fällt der Reykjavik-Marathon dieses (wie auch letztes Jahr) aus. Das hält aber die Läufer:innen, die diesen Marathon laufen wollten nicht auf. Am Samstag, den 21. August 2021 ist die ganze Stadt voller Marathonis mit Laufrucksäcken, die durch die Stadt rennen.

(13) Isländer stammen zu 75% von Skandinaviern ab, Isländerinnen aber zu 60% von Irinnen und Schottinnen ab — Im Endeffekt bedeutet das, dass die männlichen skandinavischen Wikinger fast alle ihre Frauen aus Irland und Schottland entführt haben. Frauenmangel scheint auf Island immer wieder ein Problem gewesen zu sein. Nach dem zweiten Weltkrieg sind etwa 500 deutsche Frauen nach einem frühen Zeitungsaufruf „Isländischer Bauer sucht Frau“ zum trotzigen Ende der Welt ausgewandert.

(14) Papageitaucher sind putzig — Im Sommer nisten Papageitaucher auf isländischen Basaltklippen, genau an den Game-of-Thrones-Drehorten. Sie haben zur Balz einen orangen Schnabel, der sich später wieder grau färbt. Sie ziehen ein einziges Küken auf und fliegen mit hektischem Geflatter. Papageitaucher können sowohl über Wasser fliegen, als auch unter Wasser „fliegen“ und jagen in bis zu 60 Meter Tiefe nach kleinen Fischen.

(15) Stadtplanung — Die Isländer:innen bauen irgendwie sparsam, auf dem Land sind die meisten Brücken einspurig, wahrscheinlich weil die Naturgewalten sie wegspülen können. Ob eine einspurige Brücke wirklich so viel billiger ist? Aber der Sparfimmel zeigt sich auch in der Stadtplanung bei Gehwegen und Zebrastreifen. Gehwege an beiden Straßenseiten? Warum es reicht doch auch einer. An einer Kreuzung über alle vier Straßen einen Zebrastreifen, nö man braucht die doch nicht alle, um sicher über die Straße zu kommen, musst Du halt einen kleinen Umweg laufen.

(16) Tektonische Platten — Island liegt genau zwischen der nordamerikanischen und europäischen-asiatischen Erdplatten, klar weiß man das, wenn man Island besucht. Interessant ist aber, dass Island irgendwie ein Lebenstilmix aus Nordeuropa und USA/Kanada ist. Europäern und Amerikanern kommt Island vom Gefühl gleichermaßen bekannt vor. Mobilfunktechnisch ist Island europäisch, ampeltechnisch amerikanisch. Es gilt oft „Wait to be seated“, aber im Restaurant bleibt man auch noch nach dem Essen weiter sitzen. Isländische Friseursalons haben diese typischen „Barber’s Poles“ also so weiß-rot-blau gestreiften Spiralen im Schaufenster, aber Bars und Kneipen wirken europäisch. Es gibt viele wirklich bullige Trucks, aber auch die eher kleinen VWs, Twingos, Nissans (aber keine Minis).

(17) Skateboards/Longboards, Fahrräder und Scooter– Reykjavik ist zwar etwas hügelig, aber an der Küste kann man super mit Longboards fahren, trotzdem erregen die Longboards mehr Aufsehen als gewöhnlich. Wir haben auch nur einen anderen Skateboarder während der Woche in Reykjavik gesehen. Isländer:innen scheinen auch kaum Rad zu fahren, nur Touris fahren auf der Ringstraße Rad. Die E-Scooter werden dagegen gerne von Isländern gefahren, eigene E-Scooter keine Leih-E-Scooter. Im Gegensatz zu hier fahren die E-Scooter auf Island viel schneller und sind dadurch besser als schnelles Verkehrsmittel geeignet.

Kommen wir nochmal nach Island?

Ist noch nicht entschieden. Falls wir nochmal nach Island kommen, dann weniger kurzentschlossen, mit weniger gebuchten Touren. Eine Individualreise mit eigenem Auto und vor allem eigener Zeiteinteilung ist sicher viel entspannter. Vielleicht nächstes Jahr zur Sommersonnenwende.